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Sozial- und Kulturwissenschaftliche Anthropologie

Sozial- und Kulturwissenschaftliche Anthropologie 1

Ethnologische Kulturvergleiche, kulturanthropologische und soziologische Analysen gesellschaftlicher Institutionen und Sinnwelten belegen die Vielfalt menschlicher Lebensformen. Sie zeigen, dass jede Antwort auf die Frage nach dem Menschen das Ergebnis sozialer Aushandlungen und Wissensordnungen und insofern kontingent ist. Zeitgenössische sozial- und kulturwissenschaftliche Zugänge zur Anthropologie verzichten darauf, nach Wesensbestimmungen des Menschen zu suchen, sie erschöpfen sich aber auch nicht in einem konstruktivistischen Kulturrelativismus.

Sie konzentrieren sich vielmehr auf Beobachtungen zweiter Ordnung und fragen nach den Deutungsmustern, Praktiken, Artefakten und Symbolsystemen, mit denen die Sphäre des Humanen etwa gegenüber Tieren, Maschinen oder Göttern abgegrenzt wird. Sie fragen nach den Rechtfertigungen und den praktischen Effekten von Menschenbildern, nach den Formen, in denen Menschen als Menschen adressiert werden und sich als Menschen begreifen, schließlich nach den Rationalitäten und Technologien der Menschenführung und -formung.

Sozial- und Kulturwissenschaftliche Anthropologie 2

Statt immer neue Bausteine der condition humaine aufzurichten oder sich auf den Nachweis ihrer Wandelbarkeit zu beschränken, ist eine solche sozial- und kulturwissenschaftliche Anthropologie reflexiv. Sie macht Aussagen über „den Menschen“ selbst zu ihrem Untersuchungsgegenstand. Nicht die Suche nach sicheren Fundamenten, sondern Ex-Position zeichnet sie aus. Ihr Einsatz besteht darin, sich dem auszusetzen, was Menschen tun und einander antun.