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Damaris Müller

Damaris Müller

 

Was ist Dir aus Deiner Studienzeit besonders in Erinnerung geblieben?

Das erste Semester der Interdisziplinären Anthropologie mit Ringvorlesung und Theorieseminar, weil es an vielen disziplinären Überzeugungen gerüttelt hat. Und dann die Begegnung mit anderen Disziplinen, die mir so viel Spaß gemacht hat, dass sie mich letztlich zur Doktorarbeit motiviert hat – in einem neuen Feld, das ich aus meinem B.A.-Studium nicht kannte. Und unsere studentisch organisierte Diskussionsrunde, in der wir zu verschiedenen Themen und mit Expert:innen aus vielen Fächern die Interdisziplinarität ganz praktisch einüben konnten.

 

Was hat Dir besonders gut am Studiengang Interdisziplinäre Anthropologie gefallen?

Die gemeinsamen Seminare im ersten Semester (Theoriekurs, Methodenkurs) und die Lektürekurse haben mir sehr gefallen, da dort immer wieder unsere unterschiedliche disziplinäre Prägung sichtbar wurde. Das hat sehr zur eigenen Reflexion und zum Verständnis von Disziplinarität beigetragen. Die große thematische Spannbreite rund um Fragen zum Menschen und der häufige Bezug zu gesellschaftlich hochaktuellen Fragen, beispielsweise als Expert:innendialoge in der Ringvorlesung, hat das Studium immer spannend sein lassen. Immer wieder auf neue Themen und andere Blickwinkel gestoßen zu werden, hat für eine große Lust am Lernen gesorgt.

 

Allein im stillen Kämmerlein – oder in der Gruppe? Wie hast Du am liebsten gelernt? Hast Du heute noch Kontakt zu ehemaligen Kommiliton:innen?

Gemeinsames Lernen, vor allem die Diskussion mit Kommiliton:innen aus anderen Disziplinen, war manchmal herausfordernd, aber immer bereichernd. Ein Thema nicht nur aus einer anderen theoretischen und methodischen Perspektive zu sehen, sondern auch die damit verbundene andere Denkweise und Haltung hat eigene disziplinäre Sicherheiten positiv ins Wanken gebracht. Diese produktiven Verunsicherungen und die Freude an gemeinsam erarbeiteten Themen haben bei mir Inhalte nachhaltig verankert. Kontakte zu den Kommiliton:innen habe ich wenige, dafür recht enge. Wenn wir uns über unsere Berufsalltage unterhalten, ziehen wir immer wieder Verbindungen zu Inhalten aus unserem gemeinsamen Studium der Interdisziplinären Anthropologie.

 

Wie ist Dein Berufseinstieg verlaufen? Was rätst Du Studierenden, damit sie einen erfolgreichen Berufseinstieg realisieren können?

Parallel zu meiner Promotionsforschung habe ich eine Teilzeitstelle (25%) als Unterstützung einer Projektleitung an der Universität angenommen, was mir erste Einblicke ins Projektmanagement ermöglicht hat. In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich Teams und Organisationen helfen möchte, besser zusammenzuarbeiten. Agiles Arbeiten ermöglicht eine flexible Anpassung an neue, oft unvorhergesehene Bedingungen. Ein positives Menschenbild und die Bereitschaft zu transparenter Kommunikation sind zentrale Voraussetzungen dafür. Die fachspezifischen Kenntnisse habe ich anfangs im Selbststudium erworben. Um Grundkenntnisse nachzuweisen, habe ich eine Prüfung zum Scrum Master (ein spezifisches Framework agilen Arbeitens) abgelegt.

Das Fortbildungsangebot der Universität habe ich ebenfalls intensiv genutzt. Der Berufseinstieg ist mir über eine befristete Teilzeitstelle im öffentlichen Dienst gelungen, die ich nun als Vollzeitstelle fortsetze. Studierenden rate ich, so früh und regelmäßig wie möglich zum Thema Beruf aktiv zu werden. Ein erster Schritt ist, sich über die eigenen Stärken, Bedürfnisse und das passende Berufsbild/-feld bewusst zu werden. Dabei helfen kann Austausch mit Freund:innen, Workshops zur Karriereplanung (z.B. über die Universität), regelmäßige Reflexion, regelmäßige Lektüre von Stellenanzeigen (um Berufsbilder und ihre Anforderungen kennen zu lernen) und Podcasts und Blogs aus entsprechenden Arbeitsfeldern verfolgen.

All das fließt idealerweise in ein regelmäßig bearbeitetes Dokument zum Thema Karriereplanung ein. Konkrete Tipps können erfahrene Personen aus dem Wunschberuf geben. An diese kommt man über Berufsportale wie LinkedIn oder Xing, Podcasts oder Blogs. Online finden sich auch Netzwerktreffen und teils kostenlose Impulsworkshops (z.B. über MeetUp, wirtschaftliche Interessenvertretungen wie z.B. Industrie- und Handelskammer etc.). Studentische Nebenjobs können erste wichtige Praxiserfahrungen und Kontakte bieten. Das alles geht nicht über Nacht, Absagen und Enttäuschungen gehören dazu. Wichtig ist, diese als Erfahrungen zu nutzen und dranzubleiben.

 

Auf welche im Studium erworbenen Fähigkeiten bist Du bei Deiner jetzigen Tätigkeit am meisten angewiesen?

Neben allgemeinen Fähigkeiten aus den Geisteswissenschaften (kritisches Denken, schnelles Erschließen komplexer Inhalte und Zusammenhänge, Kommunikation, methodische Gründlichkeit, empirische Überprüfung) habe ich in der Interdisziplinären Anthropologie gelernt, mich in Felder zu wagen, in denen ich keine Expertise habe, und dort naive Fragen zu stellen und den groben Umriss eines Bereichs abzustecken.

Dabei war die Erfahrung wichtig, dass mit verschiedenen Disziplinen nicht nur verschiedenes Wissen und Können verbunden ist, sondern auch eine spezifische „Sprache“ oder „Kultur“, ein Habitus. Das hilft mir heute ungemein. Im Projektmanagement habe ich immer wieder mit Expert:innen zu tun, deren Fachgebiet (z.B. im Bereich IT oder Recht) ich nie durchdringen werde. Die Kompetenz, der Mut und die Bereitschaft, mir ein Überblickswissen zu erarbeiten und die Spezifika der Expert:innensprache und Arbeitsweise (und auch: Befindlichkeiten) empathisch zu verstehen und zu berücksichtigen hilft mir, interdisziplinäre Teams zu bilden.

Spezifisch für agiles Arbeiten ist außerdem die Bereitschaft, immer auch neue und andere Wege zu gehen. Das interdisziplinäre Studium hat mich ermutigt, disziplinäre Vorannahmen zu hinterfragen und bei Bedarf auch loszulassen. Der Master hat in mir verankert, dass es auf eine Frage oder ein Problem oft viele legitime Antworten und Herangehensweisen gibt, die sich nicht immer ausschließen müssen und manchmal ergänzen können.