Frederik Skorzinski
Was ist Dir aus Deiner Studienzeit besonders in Erinnerung geblieben?
Besonders die Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Texten war sehr bereichernd, manchmal fast schon detektivisch und oft ziemlich spannend. Die Seminare und Diskussionen habe ich noch sehr präsent. Die Vielfalt dieses Masters war für mich wichtig und hat mir viele neue Themen und Fragen aufgezeigt. Ganz konkret denke ich da an das einführende Theorienseminar bei Frau Prof. Brink und an das Seminar „Kulturtheorien der Gegenwart“ bei Herrn Prof. Bröckling. Die Inhalte haben mich und mein Nachdenken über unsere Welt bzw. Gesellschaft an vielen Stellen sehr beeinflusst. Unser Jahrgang war sehr divers, interessiert und mit vielen tollen Leuten besetzt – die Zusammenarbeit hat großen Spaß gemacht.
Was hat Dir besonders gut am Studiengang Interdisziplinäre Anthropologie gefallen?
Der Studiengang wird meiner Meinung nach der Komplexität unserer Gegenwart gerecht. Ich bin überzeugt, dass Schnittstellen zwischen den Disziplinen für das gegenseitige Verständnis entscheidend sind. Dem trägt dieses Studium Rechnung. Da mich die Bücher von Jared Diamond mit seinen kulturökologischen Überlegungen viel beschäftigt haben, empfand ich es als Glücksfall, die darin diskutierten fachübergreifenden Fragen in einem Studium verfolgen zu dürfen.
Allein im stillen Kämmerlein – oder in der Gruppe? Wie hast Du am liebsten gelernt? Hast Du heute noch Kontakt zu ehemaligen Kommiliton:innen?
Obwohl ich immer lieber allein gelernt und geschrieben habe und mir die UB viel zu geschäftig war, habe ich im Masterstudium mit vielen Kommiliton:innen eine tolle Verbindung aufgebaut und einzelne Gruppenarbeiten in wirklich schöner Erinnerung, wie etwa die Auseinandersetzung mit einem Text von Niklas Rose gemeinsam mit Victoria Vonau. Der Kontakt mit einzelnen hat sich noch ein paar Jahre gehalten, das Studium und die darin entwickelten Gedanken waren eine ausgezeichnete Basis. Da ich noch in Freiburg wohne, begegnen mir auch immer mal wieder bekannte Gesichter aus dem Studium, und die Wiedersehen sind immer mit einer aufrichtigen Freude verbunden.
Wie ist Dein Berufseinstieg verlaufen? Was rätst Du Studierenden, damit sie einen erfolgreichen Berufseinstieg realisieren können?
Mein Berufseinstieg verlief relativ übergangslos und niedrigschwellig, war aber auch von jahrelanger schlecht bezahlter oder ehrenamtlicher Arbeit geprägt. Der Kulturbereich basiert leider aufgrund des chronischen Geldmangels zu einem Gutteil auf Ausbeutung nach dem Motto „du machst es ja gerne“. Mir wurde bereits im Bachelorstudium Europäische Ethnologie nahegelegt, möglichst viele Praktika zu machen. Literaturbüro Freiburg, iz3w, Radio Dreyeckland, Chilli-Stadtmagazin, Badische Zeitung, der Verlag Matthes & Seitz in Berlin und andere Einrichtungen gewährten mir Einblicke und viele unterschiedliche Erfahrungen.
Gerade bei Studiengängen, die keine ökonomisch direkt verwertbare Qualifikation mit sich bringen, war es für mich entscheidend, an anderen Stellen wertvolle Erfahrungen zu sammeln und auch eigenständig Projekte ins Laufen zu bringen, etwa mit der Veranstaltung größerer Literaturfestivals 2015 in Freiburg und 2019 in Nürnberg, die alle aus einer Art DIY-Mentalität entstanden. Nachdem ich von 2017 bis 2022 im Literaturhaus Freiburg gearbeitet habe und dort für die Technik, den Barbetrieb und teilweise die Teamleitung und die eigenständige Organisation von Veranstaltungen zuständig war, wechselte ich 2022 in meinen heutigen Job im Kulturmanagement.
Auf welche im Studium erworbenen Fähigkeiten bist Du bei Deiner jetzigen Tätigkeit am meisten angewiesen?
Bei der Organisation und Kuration von literarischen Veranstaltungen sind Inhalte aus dem Studium für mich eine entscheidende Grundlage, um thematische Setzungen miteinander in ein Verhältnis zu setzen. Ein ausgewogenes Programm bemesse ich nicht nur nach literarischen Gesichtspunkten, sondern auch nach der gesellschaftlichen Relevanz der Themen.
Aber auch grundlegende Fähigkeiten wie die schriftliche Aufbereitung von Sachverhalten oder die Argumentation für ein Anliegen helfen gerade im Bereich Fundraising, wenn das eigene Projekt nachvollziehbar gemacht werden soll. Ich betrachte meine Position im Kulturmanagement ebenfalls als Schnittstelle, da ich zwischen geldgebenden Institutionen, dem Vorstand des Vereins, regionalen Verantwortlichen, Autor:innen, Moderator:innen und Besucher:innen der Sofalesungen vermittle. Im Studium konnte ich ein gutes Gefühl dafür entwickeln, wo welche Informationen relevant und in welcher Art zu vermitteln sind.