Sascha Zorn
Was ist Dir aus Deiner Studienzeit besonders in Erinnerung geblieben?
Als erster Jahrgang des neuen Studiengangs Interdisziplinäre Anthropologie (M.A.) hatten wir auf der einen Seite die Herausforderung, dass viele Dinge neu waren. Dies bezieht sich beispielsweise auf Unterschiede zu den bekannten disziplinären Mastern, bei denen Studierende mit einem ähnlichen Hintergrund zusammenkommen. Bei uns hingegen waren die Vorkenntnisse sehr unterschiedlich und reichten von der forensischen Anthropologie über Philosophie und Geschichte bis hin zur Soziologie. Entsprechend mussten wir erst einmal lernen, uns zu verstehen und miteinander zu diskutieren. Auf der anderen Seite hatten wir dadurch auch die Möglichkeit, den neuen Studiengang mitzugestalten. Wir haben die erste Interdisziplinäre Anthropologie-Tagung organisiert, die Fachschaft gegründet und auch das studentische Mentorat zum ersten Mal mit Inhalten gefüllt. Ganz besonders in Erinnerung ist mir auch der Zusammenhalt aller Beteiligten geblieben. Wir haben mit dem Studium sozusagen eine gemeinsame Reise begonnen und hatten so auch ein besonderes Verhältnis zueinander.
Was hat Dir besonders gut am Studiengang Interdisziplinäre Anthropologie gefallen?
Besonders gut gefallen hat mir die explizite Ausprägung mit interdisziplinärem Fokus. Wir haben während der Studienzeit nicht nur miteinander, sondern darüber hinaus viel mehr voneinander gelernt. Das eigene Wissen und die eigene Perspektive wurden quasi täglich in Frage gestellt und zeitgleich um weitere Nuancen – oder manchmal auch um deutlich mehr – erweitert. Auch von unseren Dozierenden wurde uns regelmäßig gespiegelt, dass aus den Diskussionen heraus neue Erkenntnisse und Anregungen entstanden sind und sie durch unsere Beiträge regelmäßig zur Selbstreflexion und zum Hinterfragen eigener Standpunkte angeregt wurden. Für uns Jungakademiker war das natürlich eine ganz besondere Auszeichnung.
Allein im stillen Kämmerlein – oder in der Gruppe? Wie hast Du am liebsten gelernt? Hast Du heute noch Kontakt zu ehemaligen Kommiliton:innen?
Ich habe mich sehr bald in einer relativ großen Lerngruppe wiedergefunden, die über die komplette Zeit des Studiums auch recht konstant geblieben ist. Wir haben schnell erkannt, dass der gemeinsame Austausch und auch eine aus der Gruppe heraus entstehende Resilienz Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Abschluss des Studiums ist. Gewisse Schnittmengen bei der Auswahl der Seminare haben dies gefördert, auch wenn wir die Auswahl der Seminare nie davon abhängig gemacht haben. Bis heute besteht ein unregelmäßiger Kontakt zu ehemaligen Kommiliton:innen.
Wie ist Dein Berufseinstieg verlaufen? Was rätst Du Studierenden, damit sie einen erfolgreichen Berufseinstieg realisieren können?
Mein Berufseinstieg ist etwas von Zufällen geprägt. Eigentlich war es zunächst mein Ziel, in Richtung Öffentlichkeitsarbeit zu gehen. Im Rahmen eines Praktikums habe ich jedoch den technischen Vorstand auf mich aufmerksam gemacht und bekam die Chance, als technischer Vorstandsassistent zu arbeiten. Voraussetzung dafür waren eine schnelle Auffassungsgabe, ein analytisches Denken und die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte bereichsübergreifend zu verstehen und zu kommunizieren. Nachdem ich mich in diesem völlig fachfremden Bereich beweisen konnte, wurde mir klar, dass mir Tür und Tor offenstehen.
Deshalb habe ich mich nach dem Auslaufen dieser Elternzeitvertretung auch wieder in den Bildungssektor begeben und mich über vertriebliche Tätigkeiten hin zu meiner aktuellen Tätigkeit als Teamleiter im Projekt- und Prozessmanagement entwickelt. Für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben würde ich empfehlen, dass man auf jeden Fall authentisch bleibt, auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten vertraut und sich durch vermeintliche Rückschläge nicht verunsichern lässt. Durch das Studium erhält man wertvolle Fähigkeiten, die in zukünftigen Berufsfeldern essenziell sind. Es kann auch hilfreich sein, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren.
Auf welche im Studium erworbenen Fähigkeiten bist Du bei Deiner jetzigen Tätigkeit am meisten angewiesen?
In meiner aktuellen Tätigkeit bin ich am meisten auf meine analytischen und kommunikativen Fähigkeiten angewiesen. Gerade in unserer schnelllebigen und komplexen Welt ist es wichtiger als je zuvor, Themenstellungen analysieren, einsortieren und damit umgehen zu können. Sich nicht von dem eigenen Wissen, den eigenen Erfahrungen und Ansichten in starre Denkmuster verleiten zu lassen, sondern stets den Geist frei und offen zu halten, ist eine Fähigkeit, die ich dem interdisziplinären Masterstudium verdanke. Resilienz, Kommunikationsstärke und die Bereitschaft, neue Wege zu denken und zu gehen, würde ich ebenfalls dazuzählen.